“The revolution will not be televised.” Gil Scott-Heron schrieb den Text 1970. Ihm ging es um die Gleichberechtigung schwarzer Menschen und den Kampf gegen Rassismus: “Black people will be in the streets looking for a brighter day.” Sein Text/Lied/Gedicht endet mit dem Satz “The revolution will be live”.
Die Revolution läuft nicht als Wiederholung im Abendfernsehen. Wenn aber der aufgebrachte weiße Mob das US-Kapitol stürmt, läuft das live auf Instagram, YouTube, Reddit, Facebook, Twitter, kleineren Plattformen wie Parler, Dlive und natürlich auch im Live-TV.
Eine der häufigeren Beobachtungen beim Sturm auf den Sitz der amerikanischen Parlamente am 6. Januar 2021 war, dass die Eindringlinge ständig am Filmen, Fotografieren und Livestreamen waren. …
Wie sich der Ökumenische Kirchentag 2021 auch in seiner digitalen Form wie ein Kirchentag anfühlen kann
Wie sieht ein Kirchentag unter Corona-Bedingungen aus? Er wird…
“Digitaler, konzentrierter und zugleich so dezentral, dass sich auch viele Gemeinden, Verbände und Freunde des Ökumenischen Kirchentages einbringen können.”
So schreibt es der Ökumenische Kirchentag, nachdem das Präsidium am 16. Dezember entschieden hat, dass der traditionelle Vor-Ort-Kirchentag 2021 nicht möglich sein wird (Pressemitteilung). Der Ökumenische Kirchentag wird also keine Massenveranstaltung in einer mittleren Großstadt sein. …
Wohin es gehen soll, ist nicht klarer geworden
Nachdem die 11 Leitsätze des Z-Teams der EKD intensiv öffentlich diskutiert wurden, hat das Team zur kommenden EKD-Synode eine überarbeitete Fassung vorgelegt. Es sind jetzt 12 Leitsätze, aber sie haben nicht an Klarheit gewonnen.
Drei Dinge sind mir bei der ersten Betrachtung aufgefallen:
Erstens: Das Bild von “Kirche als Netzwerk” ist in der Einleitung dazugekommen, was ich sehr begrüße. Denn in einem Netzwerk hängen alle mit allen zusammen, trotz ihrer Unterschiede, und jede:r kann von anderen unterstützt werden, wie es gerade passt. Diese Flexibilität und Bewegung tut Kirche gut.
Zweitens sind mehr Erläuterungen dazugekommen, was die Leitsätze sein sollen, und wer im Z-Team daran mitgeschrieben hat. Das ist nicht banal: Wie die EKD ihre Papiere erarbeitet, ist selbst für Menschen mit Institutionenwissen nicht immer klar. Es ist gut, diese Transparenz von vornherein zu schaffen. Bei der ersten Fassung hat die EKD das nachträglich noch korrigiert, jetzt ist es gleich mit dabei. …
…aber manchmal reicht sie völlig aus.
Alle denkbaren Tagungen werden dieser Tage ins Netz verlegt, von Barcamps über Synoden bis zu Parteitagen. Auch die EKD-Synode 2020 hat sich drei Wochen vor Beginn dafür entschieden, die Beratungen und Entscheidungen komplett ins Netz zu verlagern (siehe Meldung auf der Eule).
Es geht im Moment in der Corona-Pandemie nicht anders. Aber so sehr ich Online-Interaktion schätze: die aktuellen Varianten für Veranstaltungen haben ihre Schwächen.
Ich glaube, dass liegt daran, dass die Delegiertenversammlungen derzeit noch immer versuchen, die alten Vor-Ort-Formate in eine digitale Form zu bringen statt eine digitale Veranstaltung zu machen.
Tobias Faix hat in seinem immer noch lesenswerten Kirche-und-Corona-Artikel vom Juni die US-Kommunikationswissenschaftlerin und Expertin für digitale Religion Heidi A. Campbell zitiert. …
…und muss es auch nicht sein
Der Auftrag der Kirche ist: Für Menschen da sein, die Hilfe brauchen, gemeinsam singen, feiern und Gemeinschaft erleben, und vom Evangelium erzählen.
Für diese Aufgabe soll sie sich aller Werkzeuge bedienen, die sie braucht. Dazu gehören Musikinstrumente und Gesangbücher ebenso wie Kirchen und Gebäude und natürlich Medien und Software. Die Energie der Menschen in der Kirche sollte sich aber darin erschöpfen, ihren Auftrag zu erfüllen — nicht darin, die Werkzeuge erst noch herzustellen.
Wenn sie ein Gemeindehaus bauen, kaufen sich Kirchenämter und Gemeinden auch nicht zuerst einen Bauplan für einen Bagger, um in Eigenregie das Werkzeug zusammenzuschrauben, das sie für die Baustelle brauchen. Sie beauftragen eine Baufirma, die das richtige Werkzeug schon hat, ebenso wie das Know-How und die Spezialisten, die das Gemeindehaus dann bauen. Die Kirche muss eine kompetente Bauherrin sein, um sicherzustellen, dass das Gebäude seinen Zweck erfüllt. …
Nein, es geht nicht um katholische Gottesdienste, sondern um Zahlen
Was haben Pfarrer:innen und Journalist:innen gemeinsam? Ihre Arbeit hat keinen unmittelbaren Einfluss auf das Betriebsergebnis. In den Medienverlagen hat die Corona-Krise das schlaglichtartig gezeigt. Eine globale Krise erfasst die Welt, die Fehlinformationen nehmen zu, die Arbeit der Profis ist gefragt, die Klicks auf die Webseiten steigen und alle Menschen suchen nach verlässlicher Recherche —aber die Verlage schicken ausgerechnet die Journalist:innen in Kurzarbeit.
Die Süddeutsche hat es im April hier aufgeschrieben. …
Verliert das Internet seine (und unsere) Freiheit?
Donald Trump will TikTok verbieten. Es klingt wie Satire, ist aber leider wahr: Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika möchte einer chinesischen Firma verbieten, in den USA ihr Angebot einer Social-Media-Plattform für Kurzvideos zu verbreiten.
Das kann er nicht so einfach. Stattdessen verbietet Trump mit seinem Erlass, den er unter dem Deckmantel der “nationalen Sicherheit” verkündet hat, einfach “any transaction by any person, or with respect to any property, subject to the jurisdiction of the United States, with ByteDance Ltd. […] or its subsidiaries”. …
Das “privacy shield” ist gekippt. Gut so? Vielleicht. Aber die Entscheidung geht an der Internet-Realität vorbei.
Die USA sind keine privilegierte Adresse für Datenverarbeitung mehr. Aktuell herrscht große Freude über “Schrems II”, das Urteil des Europäischen Gerichtshofs, mit dem die Richter das “privacy shield” für unrechtmäßig erklären. Diese Vereinbarung war im Prinzip nichts anderes als die Bestätigung der EU-Kommission, dass persönliche Daten in den USA genauso geschützt seien wie in der EU. Firmen unter dem “privacy shield” konnten daher ohne Einschränkungen personenbezogene Daten auf Servern in der EU oder den USA lagern und verarbeiten.
(Für mehr Sachinfos: die Pressemitteilung des EuGH, der Bericht auf Netzpolitik und die FAQs von noyb.eu, der Datenschutz-Initiative von Max Schrems.) …
Der digitalen Gegenwart Rechnung zu tragen heißt mehr, als nur Online-Werkzeuge zu benutzen.
“Was ist das #digital in #DigitaleKirche eigentlich?”, hat Stephan List auf Twitter gefragt. Antworten hat er keine bekommen. Das liegt möglicherweise daran, dass die Antwort auf der einen Seite ganz einfach ist und auf der anderen Seite gar nicht einfach ist.
Die äußere Gestalt einer Kirche oder Gemeinde mit einem Minimum an digitaler Gegenwart ist jetzt, im Sommer 2020, einfach zu beschreiben: Sie hat eine Webseite, auf der aktuelle Termine stehen und man kann dem Gemeindebüro eine E-Mail schicken. Mindestens die Pfarrer:in hat eine Social-Media-Präsenz auf Facebook oder Instagram (oder die Gemeinde selbst) und teilt regelmäßig schöne oder interessante Inhalte auf Social-Kanälen. …
Die Kirche der Zukunft, die sich das Z-Team der EKD-Synode vorstellt, ist eine Herausforderung für die Amtskirche
Die 11 Leitsätze zur Kirche der Zukunft, die zur Diskussion vor der nächsten EKD-Synode veröffentlicht wurden, sind eine Herausforderung an die Institution Kirche. Denn eine Kirche, die diesen Leitsätzen konkrete Taten folgen lässt, wird anders sein als heute.
Update 6.7.2020: Auf Cursor_, der Zeitschrift für Explorative Theologie, wird die Diskussion über die 11 Leitsätze ebenfalls geführt und gesammelt. Da könnt ihr euch ebenfalls beteiligen!
Diese andere Kirche wird all ihr Handeln und Reden aus dem Evangelium begründen und in öffentlichen Debatten immer explizit “im Glauben an Jesus Christus begründet” argumentieren. “Eintreten für Menschenwürde und Menschenrechte, für Freiheit und Gerechtigkeit, für Frieden und Bewahrung der Schöpfung” gibt es dann nicht ohne Hinweis auf das Evangelium. …
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